Wohnzimmer oder Kellerkino?

Eine der häufigsten Fragen bevor viel Geld in die Hand genommen wird dreht sich um die Räumlichkeit des neuen Heimkinos. Die allerwenigsten können und wollen beides realisieren, so dass nun ein Abwägen der Vor- und Nachteile der beiden Möglichkeiten bevorsteht. Dieser Artikel soll euch, sofern ihr die Wahl habt, als Entscheidungshilfe dienen und euch auf wichtige Punkte hinweisen, die so vielen gar nicht bewusst sind.

Bevor man in die Tiefe der Planung allerdings eintaucht, sollte unbedingt vorher der „Woman acceptance factor“ abgeklärt sein. Wikipedia beschreibt diesen wie folgt: „Der Woman Acceptance Factor oder Woman Approval Factor (WAF) (zu Deutsch etwa Weiblicher Akzeptanz- bzw. Zustimmungsfaktor) ist eine Einschätzung der Zustimmung oder Ablehnung der Ehefrau oder Partnerin bezüglich einer Neuanschaffung durch den Ehemann oder Partner. Es liegt im Klischee begründet, dass Männer Einkaufsentscheidungen bezüglich Hi-Fi-Lautsprecher, Heimkino-Systemen und Personal Computer hauptsächlich anhand deren Leistung fällen, wohingegen Frauen eher visuelle Ästhetik und Bedienungsfreundlichkeit der Geräte beschäftigt.“

Was bedeutet das für euch? Wenn ihr nicht alleine wohnt, solltet ihr vorab mit allen klären, wo welche und vor allem wie viele Lautsprecher aufgestellt und aufgehängt werden. Ebenso sollte Rücksicht darauf genommen werden, ob Kinder oder Haustiere in Reichweite der edlen Soundboliden kommen und diese beschädigen könnten. Der letzte Punkt gilt dann der Dame des Hauses, die darüber noch urteilen wird, wie oft sie einen getrennten Fernseh- / Kinoabend akzeptiert. Ist das geklärt steht meist schon fest, ob es ein Kino in einem separaten Raum gibt oder nicht. Doch eins nach dem anderen.

Der Aufbau will geplant sein

Vornweg sei geklärt –natürlich lässt sich auch ein hochwertiges Heimkino im Wohnzimmer unterbringen. Das größte Hindernis dabei ist, dass in der Regel schon die komplette Einrichtung steht und nun irgendwie hier ein paar Lautsprecher eingebaut werden müssen. Was man dann machen kann und wie die Aufstellung der Lautsprecher am besten von statten gehen soll, könnt ihr hier nachlesen. Wichtig ist auf jeden Fall, dass ihr eure Lautsprecher frei stehen können. Auch die Regallautsprecher haben nichts in einem solchen zu suchen, wenn man vermeiden möchte, dass das Regal mitschwingt.

Toll ist auf jeden Fall, dass ihr in der Regel keine akustischen Maßnahmen ergreifen müsst, bedingt durch Nachhall. Das spart euch eine Menge Geld und auch Zeit.

Im Kinoraum sieht die Sache schon wieder anders aus. Hier könnt ihr wirklich alles machen was ihr wollt und der Geldbeutel hergibt. Ob schwarze Wände, eine riesige Leinwand oder einen roten Vorhang. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Ebenso hat man kein Bauchweh, wenn hier im dunklen Raum einmal ein Kabel nicht hinter einem Kabelkanal sauber verlegt wurde.

Die Kostenseite

Die Kosten im Fokus gewinnt immer das Heimkino im Wohnzimmer. Das liegt einfach gesagt daran, da der voll ausgestattete Raum inklusive bequemen Sofa schon da ist und auch ein großer Fernseher meist schon die Wand schmückt. Hier fehlt somit nur noch das, was zum guten Ton dazugehört. Reicht das nicht aus, kann natürlich auch noch ein Beamer und eine elektrische Rolloleinwand untergebracht werden, wenn es der „Woman acceptance factor“ erlaubt.

In einem Heimkino im separaten Raum sieht es dagegen anders aus. Etwas Halbfertiges lässt sich hier nicht nutzen, was dazu führt, dass sofort der komplette Raum ausgestattet werden muss und auch die technische Ausstattung nicht hinterherhinken darf. Oft muss auch noch ein Kabel für den Fernsehempfang zum Beispiel für eine Fußballweltmeisterschaft oder wegen dem schlechten Empfang im Keller ein LAN-Kabel verlegt werden.

Der Klassiker – das Wohnzimmer ist komplett eingerichtet und nun müssen die ganzen Lautsprecher noch irgendwo hin. Schwierig wird es hier auch mit den Surround Lautsprechern hinter dem Sofa.

Die optimale Lautsprecher-Aufstellung

Betrachten wir diesen Punkt für das Wohnzimmerkino ganz offen und ehrlich, dann ist es meist so, dass in einem Wohnzimmer erst die Möbel stehen und im Anschluss überlegt wird, wo man denn nun die ganzen Lautsprecher aufstellt. Ebenso ist aus Platzgründen sehr häufig das Sofa direkt an die Wand gestellt. Dies ist zwar für die Optik ein Genuss, für die Rear-Lautsprecher aber eine Herausforderung die schwer zu meistern ist. Abhilfe schaffen hier Bipol oder Dipol-Lautsprecher wie zum Beispiel die Klipsch RP-240S. Optimal ist aber ein Abstand des Sofas zur Wand von mindestens eineinhalb Meter.

In einem Kellerkino kennt man oben aufgeführte Probleme nicht. Das Sofa kann exakt mittig aufgestellt werden mit einem optimalen Abstand zu allen Lautsprechern. Ebenso ist der Aufstellungsort der Lautsprecher in den allermeisten Fällen völlig frei wählbar, so dass ein perfekter Hörgenuss eingerichtet werden kann. Die einzigen Probleme sind hier nur noch Türen und eventuell Fenster.

Wer mehr zu diesem Thema lesen will, dem empfehle ich den dazu passenden Artikel Lautsprecher Aufstellung und für die optimale Verkabelung sollte man sich den Artikel Lautsprecherkabel durchlesen. Mit diesen Infos kann eigentlich nichts mehr schief gehen.

Die Optimierung der Akustik

Im Wohnzimmerkino dient euch das, was bei der Lautsprecheraufstellung stört, auf einmal außerordentlich. Möbel, Vorhänge und Teppiche nehmen dem Ganzen Klang den Nachhall und optimieren so ohne große Zusätze. Nur bei einer sehr spärlich eingerichteten Wohnung bedarf es der Anschaffung von Absorbern.

Im Kellerkino hingegen liegt hier viel Arbeit und auch Einiges was an Kosten anfallen wird vor einem. Meist liegt hier ein leerer Raum vor der besonders stark hallt. Toll ist, dass man hier, da man meist von null auf anfängt, noch völlig frei in der Gestaltung ist und somit der perfekten Klangkulisse nichts mehr im Weg steht.

Die Maximal-Lautstärke kennt ihre Grenzen

Wer seine Nachbarn nicht kennt, kann mit einem Heimkino sehr schnell viele Kontakte aufbauen. Allerdings meist, weil die Gläser in den angrenzenden Wohnungen am Wackeln sind, oder die Kinder nicht schlafen können. Auch der Partner ist nicht immer von einem Sound, der einen ins Sofa drückt begeistert, wenn man alleine einen Film schauen möchte. So kommt es oft zu einem Kompromiss in die Lautstärke betreffend und das Filmerlebnis kann stark geschmälert werden.

Was im Wohnzimmer ein Problem ist, stellt im Kellerkino in der Regel kein Problem dar. Hier kann das Sofa beben und es kann so laut aufgedreht werden, dass man in der Soundkulisse eintauchen und versinken kann. Sollte es doch irgendwo störend aufgenommen werden, kann mit Schallisolierungen fast jedes Problem behoben werden. Das Einzige was bei zu viel Saft noch wahrgenommen werden kann ist der Bass, aber das auch nur in den seltensten Fällen.

Ein großer Vorteil vom Heimkino in einem separaten Raum ist, dass man ohne optische Einbußen im Wohnbereich einen Beamer an der Decke installieren kann.

Pro und Contra

Wohnzimmerkino

Der mit Abstand größte Vorteil vom Heimkino im Wohnzimmer ist neben den geringeren Kosten die deutlich häufigere und schnellere Nutzbarkeit. Oft findet man hier auch den Rest der Familie mit der man den Kinoabend verbringen kann, wenn denn Einigkeit über den Film herrscht. Auch stimmt hier die bessere Hälfte eher zu einem Heimkino einzurichten, wenn die Optik im Rahmen bleibt.

Eher unpraktisch für ein Heimkino ist hingegen, dass meist das Wohnzimmer schon fertig möbliert ist und man nun schauen muss, wie man denn nun die Lautsprecher installiert und trotzdem noch eine gute Lautsprecheraufstellung hat. Ebenso ist meist aus optischen Gründen das Sofa zu nah an der Wand, was mit Surround Lautsprechern meistens nicht harmoniert. Steht dann alles, muss man auf Nachbarn und Mitbewohner Rücksicht nehmen und die Lautstärke im angemessenen Rahmen halten.

Kinoraum

Der separate Kinoraum lässt natürlich schon beim Eintreten ein Eventcharakter aufkommen und ist auf Grund der freien Raumgestaltung in der Regel perfekt eingerichtet. Auch die Lautsprecher erhalten die Aufstellung an dem Platz, der ein optimales Klangbild zulässt. Ebenso ist die Sitzposition mitten im Raum problemlos möglich und lädt somit zu einem optimalen Kinoabend ein. Da die Optik in solch einem Raum keine übergeordnete Rolle spielt, ist hier auch Platz für einen Beamer an der Decke und eine große Leinwand. Welche Vorteile das mit sich bringt gegenüber einem klassischen Fernseher könnt ihr in dem Artikel „Fernseher oder Beamer“ nachforschen.

Schattenseiten bringt der separate Kinoraum dann ans Licht, wenn es um das Thema Kosten geht. Da der Raum meist völlig leer ist, bedarf es nicht nur an der Technik wie Lautsprechern, Kabeln, Beamer oder Fernseher, sondern auch an Sitzmöglichkeiten und schall-isolierenden Mitteln. Ist das Meisterwerk einmal erschaffen, ist es nur schade, dass man zur Nutzung immer erst den separaten Raum aufsuchen muss und er nicht so häufig in Gebrauch ist, wie das Wohnzimmer.

Nicht jeder hat ausreichend Platz im Wohnzimmer für ein ausgewachsenes Heimkino Soundpaket. Geschweige der Möglichkeit der optimalen Ausrichtung und Platzierung der einzelnen Lautsprecher.

Fazit

Der optimale Fall, „das Eine zu tun und das Andere nicht zu lassen“ kann leider nicht jeder umsetzen. Daher gilt es ganz klar zu prüfen, welche Möglichkeiten man hat und welche Investitionen einem das Hobby Wert sind. Fakt ist aber, dass natürlich jedes Heimkino eine enorme Bereicherung in Sachen Sound und Kinofeeling bringt und es von beiden Varianten Beispiele gibt, die das andere System in den Schatten stellen können. Ganz zum Schluss ist vieles auch davon abhängig, ob der „Woman acceptance factor“ im grünen Bereich liegt oder nicht. Wenn auf jeden Fall alles einmal steht, sollte kein Weg mehr an einem guten Soundcheck mit passendem Material an Trailern und Testtönen vorbei führen.

Bild- und Videorechte so wie Quellen hier