Das Heimkino richtig planen
Waren es vor ein paar Jahren noch wenige Haushalte die einen AV Receiver im Wohnzimmer mit einem Surround System hatten, ist es heute Gang und Gebe ein kleines Heimkino vorzufinden. Sämtliche Varianten von einfachen Soundbars für ein geringes Budget, über Einsteiger 5.1 Systeme bis hin zum High End Heimkino für mehrere tausend Euro. Übertroffen wird das Ganze dann nur noch von einem eigens dafür genutzten Raum der es sowohl von der Technik als auch von der Ausstattung der Möbel und anderer Raumelementen sehr sehr nah an ein echtes Kino bringt.
Die meisten Heimkinobesitzer genießen aber die klassischen Komponenten um das Wohnzimmer auszustatten und Filme zu befeuern. Und damit geht es dann auch schon los mit der Planung.
Wohnzimmer- oder Kellerkino?
So startet eigentlich jede gute Planung für ein Kino in den eigenen vier Wänden. Nämlich mit dem Ort wo alles aufgebaut werden soll. Das Budget beides zu realisieren, das Wohnzimmer- und das Kellerkino, haben die wenigsten. Häufig geht es um das entweder / oder. Wie bei den meisten Punkten gibt es auch hier bei beiden Varianten ein Für und Wider. Schauen wir mal ins Detail.
Wohnzimmerkino
Der mit Abstand größte Vorteil vom Heimkino im Wohnzimmer ist neben den geringeren Kosten die deutlich häufigere und schnellere Nutzbarkeit. Oft findet man hier auch den Rest der Familie mit der man den Kinoabend verbringen kann, wenn denn Einigkeit über den Film herrscht. Auch stimmt hier die bessere Hälfte eher zu ein Heimkino einzurichten, wenn die Optik im Rahmen bleibt.
Eher unpraktisch für ein Heimkino ist hingegen, dass meist das Wohnzimmer schon fertig möbliert ist und man nun schauen muss, wie man denn nun die Lautsprecher installiert und trotzdem noch eine gute Lautsprecheraufstellung hat. Ebenso ist meist aus optischen Gründen das Sofa zu nah an der Wand, was mit Surround Lautsprechern meistens nicht harmoniert. Steht dann alles, muss man auf Nachbarn und Mitbewohner Rücksicht nehmen und die Lautstärke im angemessenen Rahmen halten.
Kinoraum
Der separate Kinoraum lässt natürlich schon beim Eintreten ein Eventcharakter aufkommen und ist auf Grund der freien Raumgestaltung in der Regel perfekt eingerichtet. Auch die Lautsprecher erhalten die Aufstellung an dem Platz, der ein optimales Klangbild zulässt. Ebenso ist die Sitzposition mitten im Raum problemlos möglich und lädt somit zu einem optimalen Kinoabend ein. Da die Optik in solch einem Raum keine übergeordnete Rolle spielt, ist hier auch Platz für einen Beamer an der Decke und eine große Leinwand. Welche Vorteile das mit sich bringt gegenüber einem klassischen Fernseher könnt ihr in dem Artikel „Fernseher oder Beamer“ nachforschen.
Schattenseiten bringt der separate Kinoraum dann ans Licht, wenn es um das Thema Kosten geht. Da der Raum meist völlig leer ist, bedarf es nicht nur an der Technik wie Lautsprechern, Kabeln, Beamer oder Fernseher, sondern auch an Sitzmöglichleiten und schallisolierenden Mitteln. Ist das Meisterwerk einmal erschaffen, ist es nur schade, dass man zur Nutzung immer erst den separaten Raum aufsuchen muss und er nicht so häufig in Gebrauch ist, wie das Wohnzimmer.
Welche Komponenten benötige ich für ein Heimkino?
Fernseher oder Beamer
In erster Linie wird erst einmal ein Bild benötigt. Da die Diagonale von Fernsehern ständig gewachsen ist, befindet sich in den meisten Wohnzimmern ein 55“ großer Fernseher. Findet sich mehr Budget handelt es sich hierbei entweder um ein größeres Modell oder gar um einen OLED TV.
Bei einem Beamer benötigt man zusätzlich zum Gerät noch eine Leinwand und eine Beamerhalterung. Diese Variante kostet in den meisten Fällen etwas mehr als der klassische Fernseher, bringt aber eine deutliche Aufwertung des Heimkinogefühls.
Einen direkten Vergleich, ob ein Beamer oder ein Fernseher angeschafft werden soll, muss anhand der Vor- und Nachteile jeder aber für sich selbst entscheiden.
Abspielgerät
Bei der Wahl eines Abspielgerätes gibt es auch viele Möglichkeiten. Neben einem klassischen UHD BD Player gibt es auch die Möglichkeit ein Notebook oder eine Konsole zum Filmeschauen zu nutzen. Als Geheimtipp, nicht nur wegen dem niedrigen Preis, wird gerne die X-Box One S oder das neuere Modell One X gewählt. Neben der Möglichkeit auch UHDs zu lesen, beherrscht die Konsole von Microsoft auch das neueste 3D-Tonformat Dolby Atmos und die Bild verbessernde Maßnahme HDR. Aktuell in der Diskussion ist auch, ob sogar Dolby Vision via Update noch nachkommen soll für die beiden Modelle.
Wer die Konsole als Alternative für den klassischen Player ins Auge fassen will, erhält hier noch mehr Informationen. Wer hingegen eine kleine Übersicht für UHD Player sucht, sollte diesen Artikel lesen.
Beide Varianten haben auf jeden Fall Ihre Berechtigung und die Wahl sollte wohl bedacht sein. Bietet die eine Variante noch ein Spieleerlebnis, so bietet die andere mehr Anschlüsse.
AV Receiver
Noch vor einigen Jahren fand man die großen schwarzen Kisten ausschließlich bei Heimkinofans oder Experten. Heute ist es die wichtigste Schaltzentrale im heimischen Wohnzimmer die alle Komponenten von Blu-ray Player, Konsole und Fernseher bis hin zu Streamingportalen und Internetradio miteinander verbindet. Doch worauf gilt es beim Kauf zu achten und welche Kosten kommen auf Einsteiger zu? Und was hat es mit den vielen Kürzeln wie Dolby Atmos, DTS X, HDR 10+, Dolby Vision, True HD, HDMI 2.2, 60hz usw. auf sich?
Auf genau diese Fragen gibt es in diesem Artikel alle nennenswerten Details. Wichtig ist auf jeden Fall, dass man sich vorab Gedanken macht, welches System und wie viele Lautsprecher angeschlossen werden sollen. Ebenso spielt es eine große Rolle, welche Anschlüsse zu finden sind. Sowohl für den aktuelle Bedarf und für eventuelle Folgeprojekte. Möchte man zum Beispiel mit dem klassischen 5.1 System starten, jedoch in naher Zukunft über den zusätzlichen Einsatz von Dolby Atmos Lautsprechern nachdenken, sollte auf jeden Fall mindestens ein 7.1 Receiver zur Verfügung stehen mit der Möglichkeit Dolby Atmos spielen zu können.
Lautsprecher
Nun kommen wir zu dem schönsten Punkt – den Lautsprechern. An diesem Punkt angekommen, merken wir, dass der Receiver nicht die einzige Komponente ist, die Platz benötigt. Außerdem ist die Wahl der Lautsprecher auch häufig abhängig vom sogenannten WAF Faktor. Hat man jedoch die freie Wahl und der Geldbeutel sitzt nicht ganz so fest, steht einem das gesamte Feld von Satellitenlautsprechern, Kompakt- oder auch gerne Regallautsprecher genannte Boxen, oder richtig große Standlautsprecher. Auch bei der Aufstellung gibt es einiges zu beachten. So gilt es zu überlegen, was denn nun die Filme von morgen so richtig aufleben lassen soll.
Satellitenlautsprecher
Kompaktlautsprecher
Kompaktlautsprecher werden häufig auch als Regallautsprecher bezeichnet, haben damit in der Regel aber auch gar nichts gemein. Diese meist Schuhkarton großen Lautsprecher bieten meist ein hervorragendes Preis- Leistungsverhältnis und haben auch bereits so viel Volumen, dass Sie ohne Subwoofer auch als kleines Stereo System genutzt werden können. Ins Regal zwischen die Bücher und umrandet von Brettern zerstört man aber innerhalb kürzester Zeit das Potential dieser Lautsprecher, da meist alles in der Nähe befindliche mitschwingt. Sie benötigen in der Regel etwas Platz und stehen zum Beispiel frei auf einem Lowboard oder auf Lautsprecherständern optimal. Letzteres sollte man unbedingt auch mit ins Budget einplanen.
Standlautsprecher
Mit Standlautsprechern ist man in der Königsklasse angekommen. Diese werden auch auf Grund Ihres sehr großen Volumens und der Unabhängigkeit von einem Subwoofer für die Stereowiedergabe von Musik genutzt. Sie bieten die höchste Qualität an Klang unter diesen drei Lautsprecherarten, benötigt aber entsprechend auch den Platz um zu wirken und schlicht um hingestellt zu werden.
Richtige Lautsprecheraufstellung
Die richtige Lautsprecheraufstellung ist eine Kunst für sich. Gerade deshalb habe ich ihr auch einen eigenen umfangreichen Artikel gewidmet, der sowohl auf den Lautsprechertyp, als auch dessen besondere Platzierung eingeht. So gelten für Surroundlautsprecher hinter dem Zuschauen andere Regeln wie für den Center oder die Frontlautsprecher. Ebenso wird darauf eingegangen, wie mit eventuellen Problemzonen, wie dem Sofa an der Wand oder einer Tür umgegangen werden kann.
Hier gelangt ihr direkt zum Artikel über die richtige Lautsprecheraufstellung.
Budget
Ist man bei diesem Punkt angekommen, merkt der eine oder andere vielleicht, dass es doch ein wenig mehr kosten kann, als man ursprünglich geplant hat. Für alle die sich gar kein Bild machen können, habe ich einmal drei Sets bis 5.000 Euro zusammen gebastelt.
Beispiel 1: Budget von ca. 1.000 Euro
Beispiel 2: Budget von ca. 3.000 Euro
Beispiel 3: Budget von ca. 5.000 Euro
Zu teuer – was tun?
Man merkt schnell, dass es sich bei diesem Hobby um kein günstiges handelt. Meist ist aber bereits der Fernseher bereits vorhanden, so dass man nur noch nach dem Kinosound schauen muss. Sind einem dann immer noch Grenzen gesetzt, bei dem was man vorstellt, so gibt es eigentlich nur zwei bewährte Wege.
Die eine Möglichkeit ist, dass man Lautsprecher gebraucht kauft. Oft gibt es Heimkinofanatiker, die immer aktuell sein möchten, und so ihre alten Gerätschaften verkaufen. Doch dabei muss man natürlich Acht geben und es gibt einige Punkte zu beachten. Alle wichtigen Infos hierzu sind im Artikel „Gebrauchte Lautsprecher – Schnäppchen oder Kostenfalle“ zu finden. Hier findet ihr auch einen Kaufvertrag, auf was man bei den Lautsprechern genau achten muss, wie ein Soundcheck stattfinden muss und welche Fragen ihr stellen solltet.
Die zweite Möglichkeit ist relativ simpel, jedoch für alle die sofort voll loslegen möchten zu langwierig. Es geht darum, das Set nicht komplett zu kaufen, sondern Stück für Stück. So habt ihr erstmal ein hochwertiges Stereo System und erweitert dieses sobald wieder Budget vorhanden ist um den Center, den Subwoofer und die Surround-Lautsprecher.
Fazit
Der Wille ein Heimkino zu besitzen ist gefasst. Doch gehört auch immer ein wenig Planung dazu. So solle man alle beteiligten Personen mit in die Planung einbinden (WAF Faktor), den Platz und die richtige Aufstellung mit Bedacht wählen und das Budget im Überblick behalten. Auch sollte man die Kirche im Dorf lassen und sich nicht ausschließlich auf den Rat von Freunden und Heimkinobesitzern verlassen. Beim Sound gilt nämlich – was gefällt darf bleiben. So kann für den einen ein Set für den doppelten Preis besser, für den anderen schlechter klingen. Als letzten Rat möchte ich noch auf Grund eigener und auch der Erfahrung vieler anderer aber zu einem Punkt noch etwas mit auf den Weg geben. Da das Heimkino eins der schönsten und zeitlosesten Hobbys ist, sollte man immer beim Kauf der einzelnen Komponenten an mögliche zukünftige Projekte denken. So muss man bei einer Erweiterung, zum Beispiel um das Dolby Atmos Erlebnis, nicht gleich einen neuen Receiver und Dolby Atmos zertifizierte Lautsprecher kaufen, sondern kann bei passendem Receiver direkt das gesamte vorhandene Budget in das neue Projekt stecken.
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Bild- und Videorechte so wie Quellen hier